Als 2015 die erste Flüchtlingswelle über Deutschland hereinbrach, waren es die ehrenamtlichen Helfer*innen, die den Geflüchteten in vielfältigster Weise halfen. So auch in Niederkassel, wo die Frauen und Männer von InterKultur Niederkassel, einer Integrations-Initiative der evangelischen und katholischen Kirche, in Kooperation mit der muslimischen Gemeinde und der Stadt Niederkassel, den Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten hilfreich zur Seite standen. Um mit System helfen zu können, wurden schon in den Anfängen Arbeitsgruppen gebildet, in denen sich die Ehrenamtlichen, je nach ihren Fähigkeiten und Interessen, einbringen konnten. So gibt es u.a. Arbeitsgruppen für Begegnung, Begleitung, Schülerhilfe und Sprachförderung.
Arbeits- und Ausbildungsplatzsuche
Von Anfang an mit dabei war auch Ehrenamtler Manfred Höfer. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Geflüchteten bei der Arbeits- oder Ausbildungsplatzsuche zu helfen. „Die Möglichkeit und Fähigkeit, einer Arbeit nachzugehen, ist ein wesentlicher Schritt hin zur Integration. Abgesehen davon, dass man finanzielle Unabhängigkeit erreichen kann, geht man einem geregelten Tagesablauf nach und hat regelmäßigen Kontakt zu Kollegen und Partnern. Gesellschaftliche Anerkennung und Selbstwertgefühl steigen. Um Hilfesuchende hierbei zu unterstützen, helfen wir bei der Suche nach jeglicher Form der Beschäftigung. Ob Festanstellung, Ausbildung oder Praktikum – wir stehen für Begleiter, Jobsuchende und Unternehmen als Ansprechpartner zur Verfügung“, so Höfer.
Fragebogen zur Erfassung der Stammdaten verkürzt Prozess
Die Hilfe bei der Arbeitsplatzsuche gestalte sich oftmals sehr kompliziert, weil z.T. verschiedene Behörden kontaktiert werden und um abschließende Arbeitserlaubnis gebeten werden müssten, sagte Höfer. Um eine gewisse Struktur für Angebot und Nachfrage im Vermittlungsprozess erreichen zu können, hat er einen Fragebogen zur Erfassung der Stammdaten der Geflüchteten entwickelt. So wurden in 2016 in einem ersten Schritt die Daten von rund 120 Personen erfasst. „Es gab einen guten Austausch mit den Behörden. So konnten wir gemeinsam den Prozess im Behörden-Dschungel deutlich verkürzen“, so Höfer.
Arbeitskreis Arbeit
Der Arbeitskreis Arbeit bei Interkultur zählt derzeit insgesamt fünf Mitglieder bestehend aus Verena Angermann, Ulli Höveler, Ernst Gutmann und Roland Aretz, die gemeinsam mit Höfer die zeitaufwendige Betreuung der Geflüchteten bei der Arbeitsplatzsuche stemmen. Das beinhaltet Kontaktaufnahme zu potentiellen Arbeitgebern, Anfertigung von Lebensläufen, Bewerbungsschreiben erstellen und vieles mehr – allerdings alles auch unter dem Aspekt "Hilfe zur Selbsthilfe".
Sprachkurse gegen die Sprachbarriere
Mit der ersten Flüchtlingswelle 2015 kamen meist ungelernte Hilfskräfte ohne Ausbildung und Sprachkenntnisse ins Land. Sie hatten nicht die Sicht auf die Dinge, wie wir hier in Deutschland. Für sie machte es keinen Sinn, eine Ausbildung zu machen, sie wollten lieber Geld verdienen. Die heutigen Geflüchteten aus der Ukraine haben in der Regel eine gute Qualifikation. Darunter sind viele Akademiker*innen und Menschen aus technischen Berufen. Gemeinsam ist ihnen allen aber die Sprachbarriere. Derzeit sind die Geflüchteten aus der Ukraine noch in Sprachkursen. Nach einem erfolgreichen Abschluss der Deutschlehrgänge – möglichst auf A 2/B 1 besser noch B 2 Niveau – stehen sie dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Problematisch ist, dass die Nachfrage nach zertifizierten Deutschlehrgängen das vorhandene Lehrgangsangebot deutlich übertrifft, was oftmals mit längeren Wartezeiten verbunden ist.
Schnittstelle zwischen Arbeitgebenden und Arbeitssuchenden
„Wir wollen den Unternehmen aufzeigen, dass InterKultur bei wichtigen Behördengängen, die für die Arbeitserlaubnis geflüchteter Arbeitskräfte von Bedeutung sind, unterstützt und wollen den Unternehmen eine mögliche Angst oder Vorurteile nehmen. Wir vermitteln nur Arbeitssuchende mit einem Deutsch-Niveau von mindestens A1 und versuchen, Praktika zu vermitteln, damit zukünftige Arbeitgebende die Motivation und Fähigkeiten der Mitarbeitenden testen können. Daraus resultieren oftmals dann auch Ausbildungsplätze“, sagt Höfer.
Über die Karriere-Pinnwand der SEG Niederkassel wurde nun eine Schnittstelle zwischen Arbeitgebenden und Arbeitssuchenden aufgebaut, die stets erweitert wird. Die Stellenvermittlung startet als Kooperation zwischen der SEG Niederkassel und InterKultur Niederkassel. Schon jetzt gibt es auf der Plattform viele Stellengesuche. Auch Arbeitgebende können hier ihre Anforderungen an zukünftige Arbeitskräfte nennen. Die SEG tritt dabei lediglich als Vermittler auf und stellt den Kontakt zur InterKultur Niederkassel her.
„Wir würden uns freuen, wenn möglichst viele Arbeitssuchende und potentielle Arbeitgebende über die SEG mit uns ins in Kontakt treten würden. Sie können sich auch direkt über arbeit@interkultur-niederkassel.de an uns wenden“, so der Ehrenamtler Manfred Höfer.