Auf Einladung der Niederkasseler GRÜNEN hat die Bundestagsabgeordnete Dr. Ophelia Nick, die auch Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft ist, den landwirtschaftlichen Betrieb der Familie Capellmann in Niederkassel-Stockem besucht.
Die Zukunft der Landwirtschaft
Auf dem Broicher Hof der Familie Capellmann stellte Frau Dr. Nick zunächst die Schwerpunkte der Politik auf dem Weg zu einer nachhaltigen Landwirtschaft und Tierhaltung vor. Dabei stellte sie klar, dass Veränderungen in der Landwirtschaft notwendig sein werden, dass diese aber in enger Abstimmung mit allen Beteiligten stattfinden sollen. In der Landwirtschaft wünsche sie sich das Ende des Schwarz-Weiß-Denkens, bei dem die "Ökolandwirte" die "Guten" und die konventionell wirtschaftenden Landwirte die "Bösen" sind. „Die Zukunft werden wir nur gemeinsam gestalten können. Dabei wird es darum gehen, die Vorteile beider Bewirtschaftungsformen miteinander zu verknüpfen und so gute Erträge, gesunde Lebensmittel sowie einen umfassenden Klima- und Artenschutz sicherzustellen.“
Arbeitskreis DRÜBER UND DRUNTER
Georg Capellmann, Landwirt und 2. Vorsitzender von DRÜBER UND DRUNTER stellte anschließend den Broicher Hof sowie die vorbildliche Arbeit der Kooperation DRÜBER UND DRUNTER vor. Er brachte zum Ausdruck, dass es für die Landwirte des Arbeitskreises, seit Gründung der Gewässerschutzkooperation eine Selbstverständlichkeit gewesen sei, die Bewirtschaftung der Äcker neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen anzupassen und ökologische Aspekte in die Arbeit zu integrieren. Anders wäre es nicht möglich gewesen, die Nitratwerte im Grundwasser nachhaltig zu senken und sicherzustellen, dass das Grundwasser frei von Pflanzenschutzmitteln aus der Landwirtschaft sei. „Grundvoraussetzung für alle Veränderungen sind jedoch immer verlässliche Rahmenbedingungen. Denn letztendlich muss der Landwirt immer von seinen Erträgen leben können. Auch wünschen wir uns eine differenziertere Sichtweise. Derzeit ist es leider oft so, dass für vieles, was im Umwelt-, Arten- und Klimaschutz schlecht läuft, pauschal die konventionelle Landwirtschaft verantwortlich gemacht wird. Häufig fehlt es an einer vernünftigen Ursachenforschung. Das ist für die Landwirte und ihre Familien nur schwer zu ertragen.“ Abgerundet wurde der Hofbesuch durch Blick in den Hofladen und Gang über den Hof mit Erklärung des Maschinenparks.
Weitere Schwerpunktthemen
Weiter ging es dann in der "Alten Schule" in Uckendorf. Dort warteten bereits Landwirt*innen und interessierte Bürger*innen auf Frau Dr. Nick. Frau Nick berichtete zunächst aus dem Landwirtschaftsministerium. Neben dem Umbau der Tierhaltung mit dem Tierhaltungskennzeichnungsgesetz, legt das Ministerium einen Schwerpunkt auf den Erhalt auch der kleinen und mittleren landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland. Ernährung, Klimaschutz in der Landwirtschaft und Förderung der Biodiversität sind weitere Themen, die zurzeit voran getrieben werden.
Regionale Projekte und Höfe
Im Anschluss stellten sich regionale Projekte und Höfe vor, wie der Demeter Betrieb „Hanfer Hof“ mit Milchwirtschaft und Solidarischer Landwirtschaft, den „Bauer Bernd“ vorstellte, der Archehof von Lisa Anschütz aus Windeck, die alte Rinderrassen züchtet und vom Fleisch bis zur Haut alles verwertet. Beim Borkeshof aus Alfter konzentriert sich Familie Paßmann auf Milchvieh- und Geflügelhaltung sowie Direktvermarktung. Georg Capellmann stellte auch in diesem Rahmen DRÜBER UND DRUNTER vor und Dorle Gothe präsentierte die Regionalwert AG Rheinland, eine Bürgeraktiengesellschaft, die in eine nachhaltige Landwirtschaft und somit in eine enkeltaugliche Zukunft investiert. Die „Tomatenpäpstin“ Adelheid Coirazza aus Langel hatte ihr Projekt schriftlich formuliert und Inka Saldecki-Bleck von den GRÜNEN Niederkassel konnte aus einem Lebenswerk vorstellen. Seit der Zeit als Biologielehrerin bis nach ihrer Pensionierung sammelt, züchtet und beschreibt Frau Coirazza Tomatensorten aus aller Welt und leistet einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung der Kulturpflanzendiversität. Aufmerksam moderiert wurde der Abend von Stefan Gothe, der u.a. Vorsitzender des Aufsichtsrats bei der Regionalwert AG Rheinland ist.
Noch mehr Themen
Zahlreiche weitere Aspekte kamen in der Diskussion zur Sprache. So zum Beispiel die zunehmende Flächenversiegelung bei der Umwandlung von Ackerflächen in Bau- und Gewerbegebiete. Dabei verschwinden nicht nur fruchtbare Böden, die für die Ernährungssicherheit wichtig sind. Die Flächen stehen auch für die Grundwasserneubildung nicht mehr zur Verfügung und können Starkregenereignisse nicht mehr abmildern. Dr. Martin Kaupe von der Rheinenergie Köln lobte ausdrücklich den Ansatz der Bundesregierung, gesunde Lebensmittel stärker in den Fokus der Bevölkerung zu rücken und dabei auch Kinder vor einer Werbung für stark zuckerhaltige Produkte zu schützen. „Dabei sollte jedoch Trinkwasser als hervorragendes Erfrischungsgetränk eine größere Bedeutung erfahren. Schließlich handelt es sich dabei um eine gesunde Alternative zu allen gezuckerten Softdrinks.“
Auf eine nachhaltige Landwirtschaft setzen
Von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern konnten dann Fragen an Frau Nick und an die anderen Höfe und Projekte gestellt werden. Es wurde deutlich, dass es einen unglaublichen Schatz an Wissen in den Netzwerken und bei den Höfen, aber auch Sorgen und Zukunftsängste unter den Landwirt*innen gibt. „Wir unterstützen unsere Landwirtschaft vielfältig. Letztlich müssen die Landwirtinnen und Landwirte aber auch unternehmerische Entscheidungen treffen. Ich kann Ihnen nur raten, hierbei auf eine nachhaltige Landwirtschaft zu setzen, das ist das was die Kund*innen wünschen und was unsere Landwirtschaft zukunftsfähig macht,“ erklärte Frau Dr. Nick abschließend.
Nach dem offiziellen Ende blieben noch viele, um bei Häppchen und Getränken das Gehörte zu diskutieren und Ideen auszutauschen.