Nur noch wenige Tage und das Jahr 2023 ist Geschichte. Viele Wünsche, Hoffnungen und guten Vorsätze werden in diesen Tagen, im Hinblick auf das kommende Jahr, von den Bürgern geäußert. Was erwartet uns 2024? Was wird sich verändern? Was sollte anders werden? Mit diesen und vielen weiteren Fragen hat sich auch Niederkassels neuer Bürgermeister Matthias Großgarten, nicht erst seit seinem klaren Wahlsieg im Dezember 2023, befasst. Großgarten wird ab dem 1. Januar 2024 für sieben Jahre als Bürgermeister der Stadt Niederkassel die Verwaltung leiten. Er ist damit nach 40 Jahren erst der zweite Sozialdemokrat, der das Amt des Ersten Bürgers der Stadt übernimmt. In einem Interview mit der MOZ sprach Großgarten über seine Ziele und Pläne für die Zukunft der Stadt Niederkassel, wohl wissend, dass das Amt des Bürgermeisters ihm in diesen schwierigen Zeiten alles abverlangen wird.
machpuls: Sie übernehmen ein Amt in schweren Zeiten. Die Stadt ist im Haushaltssicherungskonzept, Geld fehlt überall und große Projekte, wie das neue Schulzentrum, müssen umgesetzt werden. Wird Ihnen vor den vielen Aufgaben nicht bange und wie wollen Sie vorgehen?
Großgarten: Mir war von Anfang an klar, worauf ich mich einlasse, von daher wäre es fatal jetzt zu sagen, mir wäre bange. Ich bin mir der Größe der Aufgaben bewusst, freue mich aber viel mehr über die Möglichkeit, in meiner Heimatstadt, in der ich aufgewachsen bin, diese Verantwortung übernehmen zu dürfen. Das ist mir eine Ehre. Daher werde ich mein Möglichstes tun, damit wir auf einen besseren Weg kommen. Das geht aber nicht ohne die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Verwaltung, die Politik, aber vor allem auch die Niederkasselerinnen und Niederkasseler. Sie in diesen Prozess einzubinden und gemeinsam Ideen zu entwickeln, ist mir unglaublich wichtig. Gemeinsam schaffen wir es, Niederkassel fit für die Zukunft zu machen.
machPuls: Was sind Ihre kurzfristigen Ziele?
Großgarten: Mir ist es wichtig, einen neuen Stil der Offenheit, der Erreichbarkeit und des Austausches zu etablieren. Mein Verständnis war es schon immer, dass Politik sich pragmatisch um die Themen und Anliegen vor Ort kümmern muss. Diesen Ansatz möchte ich beibehalten. Zusätzlich halte ich es in der heutigen medialen Welt für enorm wichtig, aktiv zu kommunizieren – auf vielen medialen (digitalen) Kanälen. Die Menschen wollen verstehen und wissen, was warum in Niederkassel passiert. Das muss die Verwaltung und vor allem ich, als Bürgermeister, liefern. Daher werde ich kurzfristig Formate etablieren, die genau dies anbieten.
machPuls: Wie möchten Sie die Stadt in den nächsten Jahren verändern?
Großgarten: Ich bin fest davon überzeugt, dass Niederkassel unter Wert gehandelt wird. Wir leben in einer tollen Stadt mit noch größerem Potential. Gemeinsam mit den in Niederkassel aktiven Menschen und allen Niederkasselerinnen und Niederkasselern möchte ich unsere Stadt weiterentwickeln, damit sie noch liebenswerter wird. Dazu gehört für mich eine gute Perspektive für Familien von Kita bis Schule, Freizeitangebote und ein erfülltes reichhaltiges Leben im Alter. Klar ist, aufgrund unserer Haushaltslage wird das nicht einfach, daher sind kreative Konzepte gefragt.
machPuls: Niederkassel hat, im Gegensatz zur Nachbarstadt Troisdorf, einen großen Nachholbedarf, was die Ansiedlung von Gewerbebetrieben betrifft. Wie wollen Sie das Problem in den Griff bekommen?
Großgarten: Die Rahmenbedingungen sind gut. Niederkassel genießt eine attraktive Lage zwischen Köln und Bonn. Darüber hinaus haben wir eine gute Verkehrsanbindung für den Autoverkehr – auch wenn wir uns gerne mal schlechter reden, als wir sind – und zu mehreren Flughäfen sowie eine direkte Rheinlage mit verkehrspolitischem Potential. Zentral wird es daher sein, Flächen zu entwickeln und planungspolitische Rahmenbedingungen zu schaffen. Dies ist für mich Priorität eins. Darüber hinaus bietet der Chemiestandort eine wirkliche Chance für uns. Dafür werde ich werben in Niederkassel und auch über die lokalen Bundestagsabgeordneten in Berlin, damit der Industriestrompreis wirklich kommt.
machPuls: Welche Erwartungen haben Sie, angesichts der Mehrheitsverhältnisse, an den Rat der Stadt Niederkassel?
Großgarten: Die Niederkasselerinnen und Niederkasseler wollen, dass wir gemeinsam die Probleme vor Ort unabhängig von parteipolitischen Spielchen lösen. Ich erwarte die Fortführung des konstruktiven Miteinanders der letzten Jahre, auch wenn der Bürgermeister nun kein CDU-Mann mehr ist. Als Bürgermeister bin ich für alle Niederkasselerinnen und Niederkasseler verantwortlich, daher werde ich mit dem Rat konstruktiv zusammenarbeiten.
machPuls: Sie wollen neue Wege gehen. Wie soll das aussehen?
Großgarten: Bereits im Wahlkampf habe ich viele neue Formate, z. B. in den sozialen Medien, genutzt, viele davon werde ich weiterführen. Ich scheue nicht die Diskussion und den Austausch, daher werde ich auch weiterhin genug Möglichkeiten schaffen, wo dies stattfinden kann. Darüber hinaus werde ich mit den Kolleginnen und Kollegen in der Verwaltung daran arbeiten, alte „Laster“ abzulegen und pragmatisch, zielorientiert und modern zu arbeiten.
machPuls: Haben Sie noch etwas, dass Ihnen zum Übergang ins neue Jahr auf der Seele brennt?
Großgarten: Zum einen möchte ich Danke sagen. Danke für die unglaubliche Unterstützung, die ich bei meiner Kandidatur zum Bürgermeister erlebt habe, von SPDlerinnen und SPDlern, aber auch von Ehrenamtlichen und von vielen Niederkasselerinnen und Niederkasselern, die gut finden, wofür ich stehe. Das hat mich enorm gefreut. Ein besonderer Dank geht aber an meine Familie und vor allem meine Frau Rebeca, die mir von der ersten Stunde an den Rücken freigehalten und mich zusätzlich auch noch unglaublich aktiv unterstützt hat und es immer noch tut.Wenn ich einen Wunsch für 2024 hätte, dann wünsche ich mir, dass wir es schaffen, mehr miteinander auf Augenhöhe zu reden und zu diskutieren, ohne ins Beleidigende zu verfallen. Unsere Gesellschaft, unsere Stadt kann nur gut funktionieren, wenn wir respektvoll miteinander umgehen. Wir müssen nicht immer einer Meinung sein, aber wenn man es mal nicht ist, dann ist der Gegenüber kein Idiot, sondern nur anderer Meinung. Verständnis und Respekt ist mein Wunsch für 2024.
machPuls:Vielen Dank für das Interview und einen guten Start in ihrem neuen Amt als Bürgermeister der Stadt Niederkassel
Matthias Großgarten
Der 33-Jährige ist seit 2012 Mitglied der SPD, verheirate mit Ehefrau Rebeca Großgarten und hat 2 Söhne. Nach Kindergarten und Grundschule in Rheidt sowie dem Abitur am Kopernikus Gymnasium Niederkassel, folgte ein Studium mit einem Bachelor Abschluss in Sozialwissenschaft und dem Master Abschluss in Politikwissenschaften in Köln, Nach seiner Tätigkeit als Mitarbeiter beim Bundestagsabgeordneten Sebastian Hartmann, zuletzt als Büroleiter, arbeitete Großgarten bis zu seiner Wahl als Referent beim Bundesamt für Logistik und Mobilität, Geschäftsstelle Radnetz Deutschland.