Es brodelt weiter bei den Eltern der Kindertagesstätte (Kita) Kopernikusstraße. Nach der Entscheidung der Stadtverwaltung, das gesamte Personal der Kita an die Kita Markusstraße zu versetzen, machen sich bei den Eltern Enttäuschung, Wut und Unverständnis breit. Mit einem zweiseitigen Protestschreiben des Elternbeirats an die Stadtverwaltung wehren sich die Eltern gegen die beschlossenen Personalmaßnahmen.
Protestschreiben des Elternbeirats
In dem Schreiben heißt es u.a., dass die Stadt Niederkassel die Planung der Maßnahme zur Versetzung des gesamten Personals der Kita Kopernikusstraße ohne angemessene Einbeziehung der Eltern bzw. deren Vertretung durch den Elternbeirat durchgeführt habe und das widerspräche dem Kinderbildungsgesetz (KiBiz), in dem es heißt, dass der Elternbeirat vom Träger und der Leitung der Einrichtung rechtzeitig und umfassend über wesentliche Entscheidungen in Bezug auf die Einrichtung zu informieren und insbesondere vor Entscheidungen über die pädagogische Konzeption der Einrichtung sowie über die personelle Besetzung anzuhören sei. Gestaltungshinweise hat der Träger angemessen zu berücksichtigen.
Schlechter Zustand der Kita Markusstraße
Hintergrund der städtischen Personalentscheidung sind die Zustände in der Kita Markusstraße. Dazu heißt es in der Pressemitteilung der Stadtverwaltung: „Häufige und wiederholte Gruppenschließungen durch Ausfälle des Kita-Personals belasten die Kinder und Eltern sowie das übrige Personal in der Kita Markusstraße mittlerweile stark. Bereits seit mehreren Jahren stellt die Betreuungszuverlässigkeit eine große Herausforderung dar und führte zu einem schlechten Ruf der Einrichtung. Hierdurch ist es kaum noch möglich, Personal für die Kita Markusstraße zu gewinnen. Die Sicherstellung des bereits jetzt schon stark eingeschränkten Betriebs ist bedroht. Darüber hinaus fährt die Kita seit langem unterhalb ihrer Kapazität. Dies hat auch Auswirkungen auf die anderen städtischen Kitas, welche durch die dadurch notwendigen Überbelegungen zusätzlich belastet werden. Maßnahmen wie Supervisionen, Personalgespräche, Personalumsetzungen, Gruppenumstrukturierungen, temporäre Schließungen und Unterstützungsmaßnahmen für die Kita-Leitung blieben leider erfolglos. Auch internes Personal konnte nicht in ausreichender Zahl für einen Wechsel in die Markusstraße gewonnen werden. Nach dem Ausscheiden der letzten Kita-Leitung war klar, es bedarf einen Neuanfang, denn es kann so nicht weitergehen“.
Unverständnis bei den Eltern
Die Eltern der Kita Kopernikusstrasse können die Argumentation der Stadt aber nicht nachvollziehen. So wie Oliver Wegner, ein betroffener Vater, dessen Kind die Kita Kopernikusstraße besucht: „Nicht das Gebäude, sondern die Menschen, die darin arbeiten sind entscheidend. Durch die Verschiebung des gesamten Personals aus der KiTa Kopernikusstraße, überträgt sich der sicherlich erforderliche Neuanfang in der KiTa Markusstraße praktisch auf eine andere Einrichtung. Die Anzahl der Kinder, die sich an komplett neue Bezugspersonen gewöhnen müssen, wird faktisch verdoppelt. Dass das gesamte Team wechselt, war die Folge einer nicht erwarteten Dynamik und nicht die ursprüngliche Intention, wie uns beim Elternabend erläutert wurde. Umso unverständlicher, dass diese Maßnahme nun von der Stadt und unserem Bürgermeister als alternativlos dargestellt wird. Dass die Elternschaft der KiTa Kopernikusstraße zudem bei einer so drastischen Veränderung zu keinem Zeitpunkt der Entscheidungsfindung involviert oder zumindest gehört wurde, sondern vor vollendete Tatsachen gestellt wird, ist schlichtweg nicht nachvollziehbar und ein ganz schlechter Stil und damit genau das Gegenteil der von Matthias Großgarten im Wahlkampf versprochenen Bürgernähe und Transparenz.“
Radikallösung ohne Einbeziehung der Eltern
Auch Marcus Fuchs und Ehefrau Jacqueline Wulf, deren Töchter (2 1/2 und 5 Jahre alt) die Kita Kopernikusstrasse besuchen, sind entsetzt über die Entscheidungen der Stadtverwaltung. „Die Entscheidung der Stadt Niederkassel, das gesamte Personal der Kita Kopernikusstraße sukzessive in die Kita Markusstraße zu verlagern, hat bei großen Teilen der Elternschaft der Kopernikusstraße Wut, Trauer und Enttäuschung ausgelöst. Die Entscheidung wurde komplett autark innerhalb der Stadt getroffen, ohne die Elternschaft oder die gewählten Elternbeiräte – beider Kitas – in die Entscheidungsfindung einzubeziehen. Bei allem Verständnis für die schwierige Ausgangslage; viele können die Entscheidung inhaltlich nicht nachvollziehen und hätten sich ein ausgewogeneres Vorgehen – z.B. die Versetzung „nur“ der halben Belegschaft – gewünscht. Das hätte Stabilität in der Kopernikusstraße gewahrt und gleichzeitig einen guten Neuanfang in der Markusstraße – mit einem eingespielten (Teil)Team – ermöglicht. Stattdessen hat man eine Radikallösung gewählt, mit der Folge, dass alle Kinder beider Kitas sukzessive sämtliche Bezugspersonen verlieren. Egal wie das am Ende ausgeht: der Weg dorthin wird für alle Beteiligten massiv anstrengend – und hätte sicher leichter sein können. Was viele Eltern zusätzlich ärgert, ist der völlig unsensible und taktlose Umgang der Stadt mit dieser Entscheidung. Entgegen der öffentlichen Darstellung (vgl. die Pressemitteilung) gab es keine echte Einbindung der Betroffenen. Die Entscheidung wurde top-down getroffen. Von „frühzeitiger Einbindung“ keine Spur. Egal, ob das formal-juristisch sauber ist – moralisch ist es ein Unding. Sieht so der „neue Stil“ aus, den der Bürgermeister für sich reklamiert? Hier hätte man sich auf dem Elternabend mindestens eine Entschuldigung gewünscht, die aber ausgeblieben ist. Stattdessen Rechtfertigung, Beschwichtigung, Abwiegelung. Das ist nicht „neu“, das ist der Stil der alten Schule. Nach vorne schauend hoffen wir sehr, dass die Stadt die jetzt anstehende Transformation mit mehr Taktgefühl und Sorgfalt angeht – und alle Beteiligten eng und regelmäßig einbindet. Zum Wohl unserer Kinder. Denn nur um die geht es“, so das Ehepaar Fuchs/Wulf.
Bürgermeister Großgarten zu den Vorwürfen
Aus der Elternschaft bzw. dem Elternbeirat kamen zudem Informationen über eine angebliche Rüge vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) gegenüber der Stadt Niederkassel. Auf Nachfrage von machPuls sagte dazu Bürgermeister Matthias Großgarten, dass dies nicht den Tatsachen entspräche und der LVR die Entscheidung der Stadt als eine Trägerentscheidung sehe. Weiter sagte Großgarten, dass eine Anhörung stattgefunden habe, die aber keine Entscheidung der Eltern erfordere. „Wir sind als Stadt in der Situation gewesen, jetzt schnell zu handeln. In einer rumorenden Kita ein Team aufzubauen, das sich nicht kennt, war unmöglich. Zudem ließ sich für die Kita Markusstraße kein Personal finden. Wir haben nun für beide Kitas genügend Personal, was sukzessiv, also im Sinne der Kinder, seine Arbeit aufnimmt“, so Großgarten. Weiter sagte der Bürgermeister, dass es um das Funktionieren aller Kitas gehe, denn wenn der Betrieb in der Markusstrasse weiterhin nur eingeschränkt laufe, würden die Eltern versuchen, ihre Kinder in anderen Kitas unterzubringen, was dann zu einer Erhöhung der Gruppenzahlen anderswo führe.