Fehlende OGS-Betreuungszeiten in Niederkassel & Rheidt: Was sagen Stadt und Träger dazu?

Seit einigen Tagen ist bekannt, dass viele Kinder in Niederkassel-Ort und Rheidt den benötigten Platz in der OGS nicht erhalten. Die Proteste der Eltern wurden immer lauter. Nun wurde im Jugendhilfeausschuss beraten, wie es weitergehen soll.

Fehlende OGS-Betreuungszeiten in Niederkassel & Rheidt: Was sagen Stadt und Träger dazu?

Selten war eine Ausschusssitzung so gut besucht wie gestern Abend. Hier tagte der Jugendhilfeausschuss in der Aula der Mondorfer Realschule und betroffene Eltern drängten so zahlreich in die Aula, dass die Sitzplätze nicht mehr ausreichten und viele stehen bleiben mussten. Grund des großen Interesses waren die Probleme mit der Offenen Ganztagsschule (OGS) in Niederkassel-Ort und Rheidt sowie die geplante Erhöhung des Essensgeldes für die Frischkochküchen sowie deren sukzessive Auflösung und die beabsichtigte Beauftragung eines Caterers.

Zum Hintergrund:

Die Stadt Niederkassel hat in Zusammenarbeit mit dem Träger Betreute Schulen e.V. den Ausbau von Betreuungsplätzen in den Offenen Ganztagsschulen vorangetrieben, sodass nach Angaben der Stadt im laufenden Schuljahr in Niederkassel 67% der Grundschüler in der OGS betreut werden. Ein Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung im Primarbereich wird erst zum Schuljahr 2026/27 für den 1. Jahrgang eingeführt. Bedingt durch einen um sich greifenden Arbeitskräftemangel musste der OGS-Träger Betreute Schulen sein Betreuungsangebot in Rheidt und Niederkassel-Ort auf eine Notbetreuung bis zu den Sommerferien zurückfahren. Zur Bildung einer Notgruppe hat der Träger die Betreuungsbedarfe der Eltern eigenständig ermittelt. Nun stehen viele Eltern, die sich darauf verlassen hatten, dass ihre Kinder eine Ganztagsbetreuung erhalten, vor großen Problemen. Teilweise, so in einem offenen Brief an den Bürgermeister und den Rat der Stadt Niederkassel, sehen sich ganze Familien in ihrer Existenz bedroht. „Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die immer wieder von der Politik gefordert wird, kommt hier nicht an“, so heißt es weiter in dem Schreiben. Auch sollen bereits einige Eltern von ihren Arbeitgebern die Kündigung erhalten haben.

Die Sitzung

Zu Beginn der Sitzung sagte die Ausschussvorsitzende Angela Niethammer (CDU), dass sie über die Situation an den OGS-Schulen entsetzt sei und man eine gemeinsame und gute Lösung finden müsse. Carsten Walbröhl, Beigeordneter der Stadt, merkte an, dass man sich mit Elternvertretern und dem OGS-Träger zusammengesetzt habe, um eine Lösung zu finden. Dabei kam heraus, dass an der Drei-Linden-Schule in Ranzel noch 15 freie OGS Plätze zur Verfügung ständen. Die Aufnahme der Kinder sei aber eine Sache der Schule und nicht der Stadt oder des Trägers.

34 Kinder ohne Betreuung

Für das kommende Schuljahr stehen in Niederkassel derzeit 34 Kinder, welche die OGS besuchen wollen, auf einer Warteliste. Britta Busch, Geschäftsführerin bei AWO Betreute Schulen e.V., war zur Sitzung in die Aula gekommen und machte sogleich die Stadt für die Situation an der Niederkasseler GGS verantwortlich. „Wir bedanken uns, dass wir hier Stellung nehmen dürfen. Wir sind in als Träger in der Pflicht. An drei Standorten gibt es keine Probleme. Wir sind für die Personalplanung verantwortlich, die Stadt ist in der Verantwortung für die Raumplanung“. Sie spielte damit auf fehlende Unterrichtsräume in der GGS an, die im nächsten Jahr durch eine Containerlösung behoben werden sollen.

Ein Personalproblem

Dazu sagte Carsten Walbröhl, unter dem lauten Beifall der Eltern, dass die Raumsituation zwar ungünstig, aber der Träger das Problem sei. „Es ist ein Personalproblem und kein räumliches Problem. Es ist besser eine nicht ganz perfekte pädagogische Betreuung zu haben, als keine Betreuung. Es geht nur um ein Jahr, dann sind die Container da“, so der Beigeordnete.

Probleme des Trägers

Dem widersprach Britta Busch. „Wir suchen in erster Linie nach Fachpersonal. Das kann aber schon lange kein Träger mehr bieten“, so Busch. Zudem bestände wenig Interesse an einem Arbeitsplatz, an dem man nur nachmittags arbeiten könne. Ein Wechsel der Mitarbeiter innerhalb der städtischen OGS lasse zudem der Arbeitsvertrag nicht zu. Dieser sei standortgebunden. Busch räumte ein, dass es Probleme bei der Suche nach einer Gruppenleitung gebe, man aber die eigenen Standards nicht unterlaufen wolle. Zudem haben den Verein Mitarbeiter verlassen und es gebe auch Langzeiterkrankte. Zu dem Einwand von Walbröhl, dass es vom Gesetzgeber keine Standards für Offene Ganztagsschule, analog einer Kita gebe, sagte Busch, dass das nicht in das Konzept des Trägers passe.

OGS-Plätze fehlen weiterhin

Sollten sich nicht bald neue Arbeitskräfte, die den Kriterien des Trägers „Betreute Schulen“ entsprechen, finden lassen, wird es für die Eltern in Rheidt und Niederkassel schwer werden, ihre Kinder in einer OGS unterzubringen.

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