Agri-PV-Anlagen stoßen bei Landwirten in Niederkassel (noch) auf Ablehnung

Kosten, Bürokratie und Machbarkeit sind große Hindernisse

Agri-PV-Anlagen stoßen bei Landwirten in Niederkassel (noch) auf Ablehnung

Die Idee ist interessant und bietet viel Potenzial bei der Gewinnung von Strom durch Sonnenlicht. Photovoltaik auf landwirtschaftlichen Anbauflächen wird derzeit als Zukunftsmodell gehandelt. Das Zauberwort heißt hier Agri-Photovoltaikanlagen (Agri-PV). Die Idee dahinter ist smart. Der Landwirt baut auf seinem Acker, unter einer PV-Anlage, Gemüse, Erdbeeren oder Weizen an, während die Solarmodule, die in 7 Metern Höhe die Ackerfläche bedecken, Strom generieren. Er könnte also mit der gleichen Fläche an Land, doppelt Einnahmen generieren.

Niederkasseler Landwirte zum Thema Agri-PV

Derzeit gibt es schon erste technische Versuche, die aber noch nicht als Referenzmodelle betrachtet werden können, denn die Hindernisse für die Landwirte sind enorm. Daher hatte man Niederkasseler Landwirte eingeladen, ihre Sicht der Dinge zum Thema Agri-Photovoltaik darzulegen. Dazu kamen am Donnerstagabend Gottfried Kader, Franz-Josef Telohe, Karl-Josef Engels, Stefan Werres und Georg Capellmann in den Ausschuss für Umwelt-, Natur- und Klimaschutz. Mit dazu gekommen war auch Dr. Martin Kaupe von der Rheinenergie Köln. Sie alle gehören, wie auch drei kommunale Versorgungsunternehmen (die RheinEnergie AG aus Köln, die Stadtwerke Niederkassel sowie die Stadtwerke Troisdorf GmbH), dem Arbeitskreis DRÜBER UND DRUNTER an, dessen 40 Landwirte mehr als 5.000 Hektar Ackerflächen bewirtschaften. Schnell stellte sich heraus, dass man der anfänglichen Zustimmung zum Bau von Agri-PV-Anlagen über den Feldern, jetzt doch sehr skeptisch gegenüber steht.

Zu wenig Erfahrungen

„Ich sehe Agri-PV sehr kritisch. Es gehen in Deutschland immer mehr landwirtschaftliche Flächen verloren. Auch unter einer solchen Anlage zu ackern, kann ich mir nicht vorstellen. Für unsere landwirtschaftlichen Maschinen benötige ich eine Höhe von 6.50 Meter und eine Breite bis zu 39 Metern. Was mit der Beschattung von Ackerkulturen ist, weiß ich nicht. Ich habe noch keine Erfahrungen gesammelt. Deutschlandweit gehen immer mehr Anbauflächen verloren. Wir haben Parkplatzflächen, Hallen und ähnliche Möglichkeiten, statt hier wertvolle Ackerflächen zu vernichten. Zudem könnte der Verkauf der Flächen später zu hohen steuerlichen Nachteilen führen“, sagte Stefan Werres.

Hühnerhaltung unter PV

Uli Buchholz (BN90/DIE GRÜNEN) warf ein, dass man ja nur Hühner darunter halten könnte, denn große Maschinen müssen ja nicht überall zum Einsatz kommen. Dem wiederum mochte Telohe (vom Geflügelhof Wirtz) nicht folgen: „Es hat seine guten und schlechten Seiten. Ich habe keine Lust, die Hühner abends von der PV Anlage zu holen. Zudem ist noch nichts in einen rechtlichen Rahmen umgesetzt worden. Wir müssen das alles finanzieren können und wissen nicht, wie sich das langfristig entwickelt. Zudem wird der Freilandstatus entfallen, wenn wir über den Äckern PV-Anlagen errichten.“

Wachstumsentwicklung

Ein weiteres großes Problem mit dem Grundwasser zeigte Dr. Kaup auf. „Wenn man solche Flächen überdacht, nimmt man der Fläche das Wasser. Wir leben von dem Wasser, was dem Grundwasser zufließt. Die Beschattung hat großen Einfluss auf das Wachstum. Erdbeeren wachsen vielleicht, aber ob das auch für Weizen gilt, weiß ich nicht. Wir sollten die landwirtschaftlichen Flächen nicht noch mehr verknappen. Wir sehen im Moment zu viele Schwierigkeiten. Wenn es Sinn macht, sind wir bereit mitzumachen“, so Dr. Kaup.

Machbarkeit

Diese Argumentationskette unterstützte auch Georg Capellmann: „Wir wehren uns nicht gegen Dinge, wenn sie machbar sind. Es wird nicht funktionieren, zweimal Ernte einzufahren, einmal Strom und einmal vom Acker. Zudem sind viele Flächen von den Landwirten gepachtet. Wenn wir Agri-PV-Anlagen installieren, wird mit Sicherheit die Pacht erhöht“, so Capellmann.

Fazit

Das Fazit der Landwirte war eindeutig. Derzeit steckt die Idee noch in den Kinderschuhen und es gibt mehr Fragen als Antworten. Viele rechtliche Rahmenbedingungen müssen geklärt werden und auch die Finanzierung der Anlagen über den Feldern, ist für die Landwirte ein großes wirtschaftliches Wagnis. Jetzt wird man erst einmal die Ergebnisse der ersten Agri-PV-Versuchsanlage für CO2-neutralen Obstanbau in Gelsdorf abwarten und dann im nächsten Jahr mit den Ergebnissen weiter planen.

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