Leserbrief von Angelika Schröter
Das Radfahren hat als Freizeitgestaltung und Fitnesstraining einen immensen Aufschwung erfahren. Das ist für sich genommen erst einmal eine höchst erfreuliche Sache, da infolgedessen das Auto in der Garage bleibt, was für die Umwelt eine zuträgliche Entwicklung ist.
Verbunden mit dieser Entwicklung ist nun aber leider auch ein Interessenkonflikt, wenn z.B. der radelnde Zeitgenosse Wege nutzt, die vorher vorzugsweise den Fußgängern vorbehalten waren, wie z.B. Fußgängerzonen in der Stadt (Ist die Bezeichnung dann eigentlich noch zutreffend?) oder aber Spazierwege in der freien Natur.
Ein solch unerfreulicher Interessenkonflikt ist in der Stadt Niederkassel im Ortsteil Rheidt entstanden, nachdem hinter dem Deichaufgang vom Auel auf die Deichkrone ein Schild aufgestellt wurde, mit dem Radfahrer explizit angehalten werden, den Deich zu verlassen und bis zum Spielplatz unten an der Laach entlangzufahren. Diese Routenführung ist in mehrfacher Hinsicht absurd, da die Deichkrone einen äußerst komfortablen Radweg bietet, der untere Weg jedoch überwiegend von Familien mit kleineren Kindern auf dem Weg zum Spielplatz und von Spaziergängern, die ihre Hunde ausführen, genutzt wird. Wie erholsam war es bis zur Aufstellung dieses unseligen Schildes, endlich einmal die Kinder laufen lassen zu können, ohne sie fortwährend lautstark und nachdrücklich vor heranrasenden Radfahrern zu warnen. Denn, auch das muss leider gesagt werden, die Fahrweise der radelnden Zeitgenossen ist häufig unangemessen und gefährlich, was die Problematik noch verschärft. Offensichtlich befördert das Schild, auf dem sich lediglich ein Fahrradsymbol befindet die Auffassung, dass Radfahrer auf diesem Teilstück absolut privilegiert sind. Autofahrer werden durch den ADAC, Radfahrer durch den ADFC nachhaltig bei der Wahrnehmung ihrer Interessen unterstützt. Der Fußgänger kann sich auf keine Lobby stützen für die Anerkennung seines Bedürfnisses, unbehelligt durch die Natur zu schlendern und die Muße zu genießen.
Angesichts dieser mehr als traurigen Entwicklung richten Vertreter dieser Spezies einen dringenden Appell an die Vertreter in der Stadt, diese Schilder zu entfernen und damit den so schönen, erholsamen unteren Weg so weit wie möglich von einer Fahrradrennpiste wieder zu einem genussvollen Spazierweg, auf dem man auch mal „die Seele baumeln lassen kann“, umzugestalten.