So wie in vielen anderen Städten und Kommunen, gingen gestern auch in Niederkassel die Bürger auf die Straße, um ein Zeichen gegen Rassismus, Antisemitismus und Hass zu setzen. Demokratie, Menschenrechte, Vielfalt und Toleranz, dafür steht Niederkassel, so die Botschaft der nach Polizeiangaben 1200 Menschen, die sich auf dem Rathausplatz versammelt hatten.
Demonstranten von jung bis alt
Viele Eltern mit Kindern und Senioren bildeten die größte Gruppe der Teilnehmer. Ein besonderes Zeichen setzte der Rheidter Prinz Markus I., der, begleitet von Mitgliedern des Festausschuss Rheidter Karneval (FRK), im Ornat an der Demo teilnahm.
Viele Unterstützer
Eingeladen zu der Protestaktion hatte ein buntes Bündnis von Parteien im Rat der Stadt Niederkassel (CDU, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, SPD, FDP, Die Linke) sowie die evangelische und katholische Kirche. Weitere Unterstützer waren u.a. InterKultur Niederkassel, Stadtmarketing Niederkassel e.V., Die PARTEI, Stadtschulpflegschaft, probiblio e.V.,promusica.ndk, Stadtsportverband Niederkassel e.V., „Alfred-Delp-Realschule – Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, Pfadfinder des Stamms Roncalli, und der „Verein zur Förderung von Seniorinnen und Senioren in Niederkassel“. Ihnen allen war es ein Anliegen, hier ein Zeichen gegen menschenverachtendes rechtes Gedankengut zu setzen und sich so für die Stärkung der Demokratie zu engagieren.
Den musikalischen Part bei der Demo hatte Justus Kremer übernommen, der mit nachdenklich machenden Songs den richtigen Ton traf.
Bürgermeister Matthias Großgarten äußert sich
Bürgermeister Matthias Großgarten, der die Schirmherrschaft übernommen hatte, sagte im Hinblick auf ein jetzt bekanntgewordenes Treffen rechter Funktionäre, die eine von ihnen als „Remigration“ verharmlosend betitelte gewaltsame Deportation von Millionen Menschen geplant hätten, dass damit eine rote Linie überschritten wurde, deren Überschreitung nicht zu akzeptieren sei. Er verwies auf die Beschlüsse der Wannseekonferenz 1942, bei der es nicht nur um Deportation und Vertreibung ging, sondern um Vernichtung. Er schloss seine, mit viel Beifall bedachte Ansprache, mit einem Zitat von Edmund Burke: „Für den Triumph des Bösen reicht es, wenn die Guten nichts tun!“
Niederkassels Kirchengemeinden melden sich zu Wort
Auch der katholische Pfarrer Thomas Schäfer und sein evangelischer Amtsbruder Jens Römmer-Collmann meldeten sich gemeinsam zu Wort. Römmer-Collmann erzählte, was sein Sohn in der Schule erlebt habe, als dort im Geschichtsunterricht über den jetzt bekannt gewordenen Plan der Rechten gesprochen wurde. Die Lehrerin bat alle Schüler, die von „Remigration“ betroffen wären, beiseite zu gehen und am Ende waren dann nur noch fünf Schüler in der Klasse, die in das rechte Weltbild gepasst hätten.
InterKultur teilt seine Gedanken
Verena Angermann (InterKultur) sagte, sie sei sehr erfreut, das statt der erwarteten 300 Demonstranten, 1200 zum Rathausplatz gekommen wären. Weiter meinte sie, dass man die Angst der Bürger, dass Integration nicht gelingen würde, ernst nehme, aber die Abschaffung von Menschenrechten oder Ignoranz seien keine Lösungen. Zudem fand sie, dass ein autokratisches bzw. faschistisches System auch repressiv mit der eigenen Bevölkerung umgehen würde. Ihr Dank galt der Niederkasseler Politik, die sich erfolgreich für die Gesellschaft einsetzen würde.
Netzwerk für Demokratie, Menschenrechte und Vielfalt und gegen Rassismus, Extremismus und Hass
Zum Schluss der Veranstaltung sagte Bürgermeister Matthias Großgarten, dass man das „Netzwerk für Demokratie, Menschenrechte und Vielfalt und gegen Rassismus, Extremismus und Hass“ in der nächsten Zeit aufbauen werde und lud alle ein, hierbei mitzumachen. In den nächsten Wochen wird über die weiteren Aktivitäten inkl. Mail-Adresse des Netzwerks über Social Media und die Presse informiert.