Was passiert, wenn morgens kein Wasser mehr aus dem Hahn kommt und alle elektrisch betriebenen Geräte und Anlagen in Niederkassel ausgefallen sind? Diese und ähnliche Fragen stellt sich die Stadtverwaltung Niederkassel nicht erst seit den jüngsten Ereignissen wie dem Hochwasser an der Ahr oder der Bedrohung durch Cyberangriffe auf die kritische Infrastruktur.
„Wir arbeiten bei der Stadt schon lange mit ständig aktualisierten Notfallplänen für Szenarien aller Art“ (Vehreschild)
Dabei geht es allerdings nicht um einen kurzfristigen Ausfall von Strom und Wasser, sondern um ein längerfristiges Krisenszenario. Anlassbezogen lud Niederkassels Bürgermeister Stephan Vehreschild am Donnerstag zu einer Vorstellung des SAE (Stab für außergewöhnliche Ereignisse) ein.
„Der SAE ist bei besonderen Gefahrenlagen für die Leitung aller Maßnahmen des Bevölkerungsschutzes im Stadtgebiet verantwortlich und koordiniert das Handeln aller Beteiligten, um die Bevölkerung zu schützen. Wir arbeiten bei der Stadt schon lange mit ständig aktualisierten Notfallplänen für Szenarien aller Art“, so Bürgermeister Stephan Vehreschild. Gemeinsam mit dem Beigeordneten Carsten Walbröhl stellte Vehreschild die Aufgabenverteilung im Fall einer Energiemangelkrise bzw. eines Blackouts vor. So hält Niederkassel bei einem Stromausfall Notstromaggregate in der wichtigen Infrastruktur vor. Das sind Wasserwerk, Abwasserwerk, Rathaus und die Gerätehäuser der Löscheinheiten der Freiwilligen Feuerwehr. Dabei sind die sieben Gerätehäuser der Feuerwehr Anlaufstellen für die Bevölkerung, wenn es um ärztliche Notfälle geht. Auch die Zusammenarbeit mit dem DRK, wenn z.B. Menschen beatmet werden müssen und dazu Strom brauchen, wird darüber laufen. Dies und vieles mehr koordiniert in Niederkassel der SAE. Dieser wird gebildet von Vertretern der Feuerwehr, der Verwaltung, der Ordnungsverwaltung und der Verwaltungsführung.
Präventionsmaßnahmen
„Die Verwaltung tut alles, um unsere kritische Infrastruktur zu erhalten und der Bevölkerung in Notlagen zu helfen. Allerdings können wir keine persönliche Fürsorge übernehmen, denn dies sind alles nur begleitende Maßnahmen“, so Walbröhl. Ein längerfristiger Stromausfall stellt die Verwaltung vor große Herausforderungen. „Bei drei Tagen Ausfall bin ich optimistisch, bei drei Monaten allerdings nicht mehr“, so Vehreschild. Die Stadtverwaltung hält nicht nur Notstromaggregate vor, sondern lagert auch Benzin und Diesel für einen längeren Zeitraum, um die Geräte betreiben zu können. Auch die Besitzer von Photovoltaikanlagen werden in der Regel den Strom ihrer Anlagen nicht nutzen können, denn dazu brauchten sie externe Elektrizität. Für den Fall eines Blackouts werden Pläne vorgehalten, um Menschen in Seniorenheimen, Menschen in Behinderteneinrichtungen und den Pflegediensten eine medizinische Versorgung zu ermöglichen. Die Verwaltung selbst probt regelmäßig den Ernstfall, indem der Strom im Rathaus komplett ausgeschaltet und dann sukzessiv, für die in der Krise notwendigen Arbeitsbereiche, wieder angeschaltet wird.
Beim Zusammenbruch des Stromnetzes fallen die Telekommunikation und Internet aus. Um trotzdem Kontakt zu anderen Behörden und Dienststellen halten zu können, gibt es in Niederkassel sogar Satellitentelefon und Internet. Das bedingt allerdings, das es auf der Gegenseite ebenfalls eine solche Einrichtung gibt. Auch wenn die Verwaltung sich auf verschiedene Szenarien vorbereitet hat, so gilt doch, dass die Krisenvorsorge in Deutschland auf Eigenverantwortung aufbaut.
Das lässt sich auch gut erklärt im Ratgeber für „Notfallvorsorge und richtiges Handeln in Notsituationen“ nachlesen. Die Broschüre des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe ist auch als PDF erhältlich.