Rebeca Großgarten, Erzieherin und Leiterin der Kita St. Matthäus Niederkassel, weiß wovon sie spricht. „Die miserablen Zustände in den nordrhein-westfälischen Kitas sind spürbar und allgegenwärtig: Eine knappe personelle Besetzung führt oftmals zu Notbetreuung und schafft keinen Freiraum, um sinnhafte Förder- und Forderangebote zu bieten. Dies führt zu reichlich Unmut bei den Eltern, da diese ihrer Arbeit nachkommen müssen, sowie bei pädagogischen Fach- und Ergänzungskräften, da der eigene Anspruch an die pädagogische Arbeit heruntergeschraubt werden muss und die Kinder so nicht mehr von der wertvollen pädagogischen Zeit profitieren“, so die Erzieherin in ihrem Petitionsaufruf an die Landesregierung NRW. Die Kitas fühlen sich von den Gesetzgebern Allein- und vor allem im Stich gelassen!
Personalnot und Eltern an der Belastungsgrenze
Das gravierendste Problem sei die Personalsituation. Statt einer erhofften Verbesserung plane die Landesregierung offensichtlich, bei Personalengpässen die Anzahl der zu betreuenden Kinder je pädagogische Fachkraft auf 60 zu erhöhen und die Verantwortung so auf eine Fachkraft abzuwälzen. Neben dem Personalschlüssel wird von den Erziehern auch das sogenannte Notfallkonzept bzw. die Notbetreuung in Frage gestellt. Hier brauche es ein besseres Konzept. Eltern, die ohnehin schon den beruflichen Druck tagtäglich zu spüren bekommen und auch Existenzängste haben, werden durch rollierende Notfallsysteme noch mehr an ihre Belastungsgrenze getrieben. Frust, Hilflosigkeit und die Enttäuschung der Eltern gegenüber dem Land würden aber dann in den Kitas bei den Erziehern abgeladen.
„Abschreckende Zeiten, selbst für die bestehenden Fachkräfte“ - Bessere Rahmenbedingungen für Inklusionsarbeit schaffen
Eine weitere Belastung für die Erzieher seien die Rahmenbedingungen für die Inklusionsarbeit. Man wolle allen Kindern eine Teilhabe am Alltag ermöglichen und sehe darin auch eine Chance, dass die Gesellschaft so immer offener im Umgang miteinander wird. Das die Zahl der Kinder mit Einschränkungen insgesamt zugenommen hat, sei kein subjektives, sondern belegbares Gefühl. Kinder mit Aufmerksamkeitsdefiziten, sozial-emotionalen Störungsbildern sowie Autismus-Spektrum Störungen werden in den Einrichtungen immer mehr und stellten die Kitas vor neue und große Herausforderungen. Auch hier fühlen sich die Erzieher im Stich gelassen. „Von vielen Kollegen und Kolleginnen unterschiedlichen Alters habe wir gehört, dass sie, wenn sie die aktuellen Gegebenheiten und die voraussichtliche Entwicklung betrachten, nicht nochmal die Erzieherausbildung absolvieren würden. Es sind abschreckende Zeiten, selbst für die bestehenden Fachkräfte“, so das Fazit der Erzieherin.
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