Bis auf den allerletzten Platz besetzt war die Aula der Mondorfer Realschule am Mittwochabend (08.02.2023). Hier erhofften sich etwa 200 Befürworter*innen und Gegner*innen der geplanten Stadtbahn Bonn – Niederkassel – Köln, weitere Informationen bzw. Fragen beantwortet zu bekommen.
Bürgerinformationsveranstaltung
Viel wurde in den letzten Jahrzehnten über die ehemalige Strecke des „Rhabarberschlittens“, auf der heute nur noch zweimal am Tag ein Güterzug rollt, gesagt und spekuliert. Aber seit die Pläne einer Stadtbahn konkrete Züge angenommen haben, melden sich nun auch die Bürger*innen zu Wort. Daher hatte der Rhein-Sieg-Kreis als Aufgabenträger für den ÖPNV sowie die Stadt Niederkassel ihre Bürger*innen eingeladen, sich über den aktuellen Projektstand und die nächsten Planungsschritte zu informieren.
Die eigentliche Planung kann beginnen
Begrüßt wurden die Besucher*innen von Christoph Groneck, Projektleiter Stadtbahn beim Rhein-Sieg-Kreis, und Christoph Lütz, von Vössing Ingenieure. „Die Stadtbahn ist ein entscheidendes Stück nähergerückt. Der Rhein-Sieg-Kreis hat einen Zuwendungsbescheid über rund 5,2 Millionen Euro vom Land erhalten. Damit kann nun die eigentliche Planung der neuen Bahnlinie beginnen“, so Groneck. Weiter sagte Groneck, dass zwar schon viel gemacht worden sei, aber man noch viel Arbeit vor sich habe, um die Infrastruktur Niederkassels zu verknüpfen.
Vorstellung der geplanten Bahnstrecke
Gemeinsam stellten die Referenten dann die geplante Streckenführung mit allen Haltestellen vor. Zur technischen Planung führte Lütz aus, dass die 15 Km lange Bestandsstrecke 38 Bahnübergänge plus Fußgängerüberwege habe. „Für den Personenverkehr muss die Strecke ertüchtigt werden, denn die Stadtbahn soll mit bis zu 70-80 km/h – dort wo es möglich ist – fahren können. Positiv wurde bewertet, dass die Häuser links und rechts der Stadtbahn lägen und sie so von den Menschen leicht zu erreichen sei. Auch wenn Verkehrsinfrastrukturen teuer sind, seien sie aber von großem wirtschaftlichen Nutzen, so Lütz. So läge der Wert des Projekts bei 1,5 was bedeute, dass der volkswirtschaftliche Nutzen die Kosten deutlich übersteige.
Mehr offene Fragen als Antworten
Die weiteren Ausführungen zeigten dann aber, dass die Stadtbahn noch lange nicht rollen wird, denn es gab mehr offene Fragen als Antworten. So ist nicht sicher, ob die Trasse von Güterzug und Stadtbahn benutzt werden wird, ob man sich für Niederflur- oder Hochflurbahnen entscheiden soll, ob eine neue Siegbrücke gebaut werden muss oder die Stadtbahn eine eigene Brücke bekommt, wo und wie die Trasse durch Lülsdorf geführt werden kann und mit welchen Auswirkungen die Anwohner in Bezug auf Lärmbelastung zu rechnen haben. Die Idee, eine neue Güterzugstrecke zu bauen und vom Evonik Gelände direkt in Richtung Wahn zu führen, könnte an den Kosten scheitern, was wiederum Konsequenzen für die Stadtbahn hätte, denn eine Mischverkehrsstrecke würde die Taktfrequenz der Stadtbahn erheblich beeinträchtigen.
Fragen und Sorgen der Bürger*innen
Nach diesen Ausführungen meldeten sich viele Bürger*innen zu Wort, wobei diejenigen, die gegen eine Stadtbahn sind, in der Mehrheit waren. Dabei handelte es sich allerdings meist um direkt betroffene Anwohner, deren Häuser oder Gärten in unmittelbarer Nähe zu den Schienen liegen. Fragen zum Lärm- und Schallschutz, zu Park-and-Ride Plätzen an Haltestellen, zur Beschrankung an den Bahnübergängen, zu den Vor und Nachteilen von Hoch- und Niederflurbahnen wurden gestellt. Ein glühendes Plädoyer für die Stadtbahn hielt ein Vertreter des Verkehrsclub Deutschland (VCD), während ein anderer Bürger eine Wertminderung seines Grundstücks befürchtete. Ein weiterer Bürger warf ein, dass der Bau einer Stadtbahn bei dem guten öffentlichen Nahverkehr in Niederkassel und seinen Schnellbusslinien unnötig sei.
Die Experten konnten die Bedenken der besorgten Bürger*innen mit ihren Antworten nur zum Teil ausräumen. So seien die Hochflurbahnen den Niederflurbahnen technisch überlegen und genau so leise, es gebe keine Wertminderung bei Grundstücken, eher eine Wertsteigerung durch die schnelle Anbindung nach Bonn und Köln und eine Stadtbahn ersetze fünf Linienbusse, was die Anzahl der zu befördernden Personen betreffe.
Wie geht es jetzt weiter?
Nach dem Grundsatzbeschluss Planung erfolgt das Planfeststellungsverfahren, der Grundsatzbeschluss Realisierung, die Ausführungsplanung und dann der Bau. Es wird also noch viel Wasser den Rhein herunter fließen, bevor die Stadtbahn rollt. Dabei werden nicht nur die Kosten im Fokus stehen, zu denen noch keine Aussage gemacht wurde, sondern auch der notwendige Bau einer Stadtbahnbrücke über den Rhein bei Langel.
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